Business model
23. APRIL 2021

Geschäftsmodell: Von der Idee zur Entwicklung

Für eine Unternehmensgründung braucht es viel mehr als nur eine gute Geschäftsidee. Sie müssen als Gründer einen Plan haben, wie Ihr Business funktionieren wird und vor allem, wie Sie damit Gewinne erzielen. Hierfür braucht es ein sogenanntes Geschäftsmodell. Im Geschäftsmodell machen Sie sich also mit den einzelnen Schritten vertraut. Hierbei geht es unter anderem um die Markt- und Zielgruppenbearbeitung, aber auch um Vertriebsstrukturen und Ressourcenmanagement. Erfahren Sie in diesem Beitrag, was ein Geschäftsmodell genau ist, warum es notwendig für Unternehmer ist und wie Sie Ihr eigenes Geschäftsmodell entwickeln können.

In diesem Beitrag

Im Folgenden betrachten wir die Methode als Arbeitsprozess genauer, zeigen Ihnen einige passende Beispiele auf und schauen uns die Entwicklungen an und sprechen über zukünftige, innovative Geschäftsmodelle. Ausserdem werden die Begriffe «Business Model» und «Businessplan» miteinander verglichen und wir zeigen auf, warum ein Businessplan noch immer die erste Wahl für den Kapitalfluss ist.

Was ist ein Geschäftsmodell?

Ein Geschäftsmodell (engl. Business Model) ist zunächst einmal eine, meist visuelle, Veranschaulichung der Geschäftstätigkeit eines Unternehmens. In ihm werden nicht nur Ihre Vision, sondern auch konkrete Umsetzungspläne für die Wertschöpfung, die Kundengenerierung, den Vertrieb und so weiter beschrieben und bearbeitet.

Geschäftsmodell: Einfach erklärt

Ein Geschäftsmodell beschreibt den ganzen, wertschöpfenden Kreislauf eines Unternehmens. Hier stehen vor allem Ihre Vision, gleichzeitig aber auch die konkreten Massnahmen für die Umsetzung darauf. Sie gilt als roter Faden für die Unternehmensentwicklung und sollte flexibel genug sein, um auf unvorhergesehene Abweichungen agieren zu können. Hierbei werden verschiedene, interaktive Formen für die Darstellung eines Geschäftsmodells, wie zum Beispiel das vom St. Galler Ökonom Alexander Osterwalder entwickelte «Business Model Canvas» oder das «magische Dreieck», verwendet. So einen Plan können Sie beispielsweise ausdrucken und an einer Wand befestigen, um danach mit Stift und Post-It's einzelne Segmente zu bearbeiten.

Häufig führt das routinemässige Tagesgeschäft zu Innovationsverlust. Das bedeutet, dass die eigene Vision stagniert bzw. das Tagesgeschäft zur Bremse wird. Damit das Ihrem KMU nicht passiert, ist es wichtig, ein «Out-of-the-Box» Denken aktiv zu betreiben. Denn nur so ist Wachstum möglich.

Lukas Plachel, Partner & Co-Founder von Kaspar&
Abb.: Ein Geschäftsmodell sollte gut durchdacht werden.
Abb.: Ein Geschäftsmodell sollte gut durchdacht werden.

Warum ist ein Geschäftsmodell notwendig?

Sie haben eine Geschäftsidee, möchten Ihre Leidenschaft zum Business machen und möchten am liebsten direkt starten und mit der Gründung loslegen? Natürlich ist eine gute Geschäftsidee die Basis für den Start eines erfolgreichen Unternehmens. Ein Geschäftsmodell hilft Ihnen, Ihre Geschäfte zu visualisieren und zu konkretisieren sowie um sich im Markt zu positionieren. Die verschiedenen Arten der Modelle, auf die wir im Späteren eingehen werden, sind strukturell so aufgebaut, dass Prozesse und Strategien flexibel anpassbar sind und den neuen Herausforderungen agil entgegenstehen können.

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Von der Idee zum Business

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Geschäftsmodelle dienen vor allem dazu, abstrakte Geschäftsideen zu visualisieren und begreif- sowie bearbeitbar zu machen. Damit erkennen Sie mögliche Schwächen und können so präventiv handeln.

Zu beachten ist, dass der nahe angewandte Begriff und das Konzept eines «Businessplans» nicht mit dem Modell zu verwechseln ist. Der Geschäftsplan, in dem es besonders für Bankiers und Investoren um wichtige Faktoren wie Konkurrenzanalyse und Finanzen geht, dient hier weniger als flexibles, anpassbares Modell, sondern viel mehr als fixer Leitfaden für die Vorgründungszeit. Ein Businessplan gilt immer noch als Wunsch-Dokument bei konkreten Firmengründungen. Ein Geschäftsmodell dient daher nicht als definitive Strategie, sondern ist eher eine deskriptive, also beschreibende, Situationsauflistung für den momentanen oder gewünschten Zustand Ihres Unternehmens.

Was beinhaltet ein Geschäftsmodell?

Wenn Sie eine tolle Geschäftsidee haben und sich mit der Umsetzung vertraut machen möchten, ist es wichtig, dass Sie sich überlegen, wie Sie die einzelnen Schritte angehen möchten. In einem Geschäftsmodell geht es vor allem um die Markt- und Zielgruppenbearbeitung (CRM-Strategien). Ebenso sollten Vertriebsstrukturen und das Ressourcenmanagement angegangen werden. Wenn diese, für ein Geschäftsmodell essenziellen Strukturen, dynamisch bearbeitet werden können, haben Sie die besten Voraussetzungen für ein flexibles Geschäftsmodell. Ausserdem wichtig: Sie sollten keinesfalls Ihre potenziellen Kunden ausser Acht lassen, sondern sie konkret in Ihre Idee einbetten.

So entwickeln Sie Ihr eigenes Geschäftsmodell: Bleiben Sie kreativ

Ein Geschäftsmodell zu erstellen ist eine sehr gute Möglichkeit, das Potenzial Ihres Produktes oder Ihrer Dienstleistung zu erkennen. Technisch gesehen können Sie Ihr Modell nach Ihren eigenen Wünschen gestalten. Schreiben Sie gerne? Dann verfassen Sie einen Fliesstext. Oder sind Sie eher der visuelle Typ? Hier lohnt es sich, Ihre Vorstellungen anhand von Schaubildern oder Skizzierungen zu visualisieren.

Herangehensweisen für die Geschäftsmodellentwicklung: Viele Wege führen nach Rom

In der Praxis haben sich mehrere Herangehensweisen für das Ableiten eines Geschäftsmodells etabliert. Zwei herausstechende Verfahren für das Erstellen eines Geschäftsmodells sind jedoch das «magische Dreieck» oder das vom St. Galler Ökonom Alexander Osterwalder mitentwickelte «Business Model Canvas».

Abb.: Das Dreieck als Wegweiser
Abb.: Das Dreieck als Wegweiser

Beim Business Model Canvas (engl. «Geschäftsmodell Leinwand») sind Sie der Künstler: Sie können zum Beispiel bequem eine Vorlage aus dem Internet herunterladen, sie ausdrucken und an eine Wand hängen. Die verschiedenen Punkte auf dieser Leinwand können Sie dann mit Stift und Post-It’s bearbeiten. Da wir auf das Business Model Canvas in einem separaten Blogeintrag sehr genau eingehen werden, schauen wir uns hier das magische Dreieck als Alternative für die Geschäftsmodellierung an.

Die vier W’s des magischen Dreiecks

Beim magischen Dreieck werden die vier W’s, also WER, WAS, WIE & WIEVIEL, in den Vordergrund gestellt. Das Dreieck legt den Fokus jedoch stark auf Ihre (potenziellen) Kunden und wie Sie sie in Ihre Geschäftsidee integrieren. Schauen wir uns das an einem Beispiel an: Sie möchten in einer mittelgrossen Stadt einen Coiffeursalon eröffnen. Anhand des magischen Dreiecks können Sie sich nun folgende Fragen stellen:

  • WER ist Ihr Kunde? Hier definieren Sie Ihre Zielgruppe. Denken Sie an einen Damensalon? Sollen Kinder auch bedient werden und welches Budget sollen Ihre Kunden haben?
  • WAS hebt Sie von Ihrer Konkurrenz ab? Denken Sie zum Beispiel an eine einfache Kontaktmöglichkeit Ihrer Kunden via WhatsApp oder soll Ihr Salon gleichzeitig ein Café sein? Bei diesem Punkt können Sie viele verschiedene Szenarien definieren, wie Sie sich von der Konkurrenz abheben.

  • WIE erbringen Sie Ihre angebotenen Leistungen? Sind Sie gelernter Coiffeur oder haben Sie Mitarbeiter, welche für das Tagesgeschäft verantwortlich sind? Hier wird Ihre ganze Wertschöpfungskette skizziert.

  • WIEVIEL Einnahmen erwarten Sie? Der Finanzteil rundet das magische Dreieck ab. Welchen Geldfluss erwarten Sie und wie investieren Sie nachhaltig? Hierbei wird auch der finanzielle Realismus Ihrer Idee auf die Probe gestellt: Ist das Business überlebensfähig?

Geschaeftsmodell

Spannend bei diesem Modell der Geschäftsanalyse ist zu sehen, dass die einzelnen Punkte nicht unabhängig voneinander stehen – ihre Inhalte überschneiden sich analog den Ecken eines Dreiecks.

Beispiele erfolgreicher Geschäftsmodelle oder: Wie steuere ich die Nachfrage?

Menschen haben das Vermögen, kreativ über Probleme nachzudenken und entsprechende Lösungen zu finden. Hierbei gibt es verschiedene innovative, digitale oder auch disruptive Geschäftsmodelle.

Disruptive Innovation bedeutet, dass Prozesse oder Dienstleistungen in einer Nischensparte beginnen können, sie später jedoch enorme Veränderungen bringen. Als Beispiel könnte man hier Unternehmen wie «Kodak» anbringen: Sie haben jahrzehntelang Filme verkauft, um diese später entwickeln zu lassen. Als die Digitalfotographie auf dem Vormarsch war, wurde gleichzeitig das Ende dieses Geschäftsmodells eingeläutet.

LinkedIn als Idee des «Freemium-Modells»

Das soziale Netzwerk LinkedIn stellt seinen Kunden seinen Dienst grundsätzlich kostenlos zur Verfügung. Für ein bezahltes Abonnement können Nutzer jedoch einige Funktionen, wie beispielsweise das Einsehen aller Profilbesucher, erhalten.

In der Videospielbranche hat sich das Modell des «DLC», also des downloadable Content, etabliert. Hierzu werden Spiele als Vollversion veröffentlicht und im Nachgang mehr oder weniger kostenintensive Inhalte zum Download angeboten.

Hinweis: Das Modell des «DLC» gilt als eher fragwürdig, da einige Entwicklerstudios ihre Spiele bewusst unfertig auf den Markt bringen, um anschliessend von Mehreinnahmen Gebrauch zu machen.

Drei, zwei, eins: Meins

Den historischen Ursprung von Auktionen zu finden ist kaum machbar; Spuren findet man jedoch um 500 v. Chr. in Babylon. Internetauktionshäuser wie eBay geniessen heute eine monopolistische Stellung. Das US-amerikanische Unternehmen betreibt sein Geschäft seit seiner Gründung 1995 sehr erfolgreich.

Das römische Reich hatte die wohl kurioseste Auktion der Geschichte: Sie versteigerten im Jahre 193 n. Chr. das gesamte römische Territorium. Der damalige Senator Marcus Didius Julianus ergatterte diesen einmaligen Zuschlag: 300 Millionen Sesterzen (circa 330 Millionen Schweizer Franken) kostete ihn das Kaisertum.

Crowdfunding ist eine weitere, sehr beliebte Methode, um Personen auf Ihr Geschäft aufmerksam zu machen. Verschiedene Internetseiten wie beispielsweise www.lokalhelden.ch, eine Plattform gegründet von Raiffeisen Schweiz, oder die international benutze Seite www.kickstarter.com bedienen sich am Prinzip, dass Sie Ihre Geschäftsidee oder Ihr Produkt online zum Einsehen anbieten und Interessenten finanziell unterstützen können.

Als Flatrate-Modell wird ein Geschäftszweig genannt, welcher eine fixe Gebühr für ein Produkt verlangt, das Sie danach uneingeschränkt nutzen können. Hierbei müssen Sie jedoch vorsichtig sein, da viele Flatrate-Angebote auch Kostenfallen beinhalten.

Unbegrenzte Möglichkeiten

Weitere Arten von Geschäftsmodellen sind zum Beispiel das «Open Source»-Modell, bei dem Nutzer unter Anwendungen von Lizenzen eine Software eigenhändig verändern und kostenfrei nutzen können. Spannend ist auch die «Pay What You Want»-Variante. Hier hatte in den vergangenen Jahren ein Pizza-Take-Away in Zürich die Idee, es an einem Tag im Monat den Kunden zu überlassen, wieviel sie für ihr Essen bezahlen möchten.

Und Sie? Welche Art von Geschäftsmodell überzeugt Sie für Ihr Business?

Interview zum Thema Geschäftsmodell und Firmengründung mit Lukas Plachel, Partner und Co-Founder von Kaspar&

Zum Interview »

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