Die 4-Tage-Woche in der Schweiz: Die einen sind begeistert, die Arbeitszeit zu verkürzen und die Freizeit grosszügiger zu gestalten, andere hingegen sehen darin eine schädliche Komprimierung der regulären 5-Tage-Woche. Wie eine 4-Tage-Woche funktioniert, welche Vor- und Nachteile sie birgt und in welchen Branchen und Regionen sie jetzt schon angewendet wird, zeigen wir Ihnen in diesem Beitrag. Inkl. hilfreichem Leitfaden.
In diesem Beitrag:
- Wie funktioniert die 4-Tage-Woche?
- Die 4-Tage-Woche in der Schweiz
- Die Situation im Ausland
- Die Vorteile
- Die Nachteile
- Leitfaden
Wie funktioniert die 4-Tage-Woche?
Die 4-Tage-Woche beabsichtigt, dass die gesamte Arbeitszeit, die in unseren Breitengraden auf 5 Tage aufgeteilt wird, in 4 Tagen erledigt wird. Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten: Die geleisteten Arbeitsstunden werden auf 4 Tage aufgeteilt und Sie arbeiten mehr Stunden pro Tag (10 Stunden statt acht Stunden bei einem 100% Pensum mit einer 40-Tages-Woche). Die zweite Variante ist, dass Sie einen Arbeitstag weniger arbeiten – bei gleichem Lohn.
Die 4-Tage-Woche kann natürlich auch im Homeoffice angewendet werden.
Schon gewusst? Die 5-Tage-Woche ist, geschichtlich gesehen, relativ neu. Bis in die frühen Zehnerjahre des 20. Jahrhunderts war es noch üblich an 6 Tagen pro Woche zu arbeiten und nur den Sonntag als Ruhetag zu geniessen.
Die 4-Tage-Woche in der Schweiz
Noch (Stand März 2022) ist die 4-Tage-Woche weder gesetzlich geregelt noch Usus in der hiesigen Arbeitswelt. Dies liegt laut Swissinfo auch an der in der Schweiz häufigen Teilzeitarbeitszeitform, die als Arbeitszeitmodell sehr beliebt ist: In der Schweiz arbeiten nach Angaben des Bundesamt für Statistik im Jahr 2021 6 von 10 Frauen sowie 1.8 von 10 Männern in Teilzeit.
Einige Firmen, wie beispielsweise die solothurner IT-Firma «seerow», startete im Oktober 2021 ein Pilotprojekt und beschäftigte ihre Mitarbeiter in einem 4-Tages-Pensum. Nach einer erfolgreichen Testphase hat «seerow» das neue Arbeitsmodell fest integriert und bietet es für seine Mitarbeiter an (Stand November 2022).
Was sagt die Politik?
Im Dezember 2021 hat Tamara Funiciello, SP Nationalrätin, eine Motion für eine 35-Stundenwoche bei vollem Lohn eingereicht. Dies würde mit dem Modell der 4-Tage-Woche gut korrelieren. Der Schweizerische Bundesrat hat jedoch eine Ablehnung beantragt und der Ständerat muss noch entscheiden.
Die Situation in der Schweiz ist also noch offen und weder auf Gesetzes- noch auf Beziehungsebene geklärt. Ist das im Ausland ähnlich?

Einige Firmen, wie beispielsweise die solothurner IT-Firma «seerow», startete im Oktober 2021 ein Pilotprojekt und beschäftigte ihre Mitarbeiter in einem 4-Tages-Pensum. Nach einer erfolgreichen Testphase hat «seerow» das neue Arbeitsmodell fest integriert und bietet es für seine Mitarbeiter an (Stand November 2022).
Was sagt die Politik?
Im Dezember 2021 hat Tamara Funiciello, SP Nationalrätin, eine Motion für eine 35-Stundenwoche bei vollem Lohn eingereicht. Dies würde mit dem Modell der 4-Tage-Woche gut korrelieren. Der Schweizerische Bundesrat hat jedoch eine Ablehnung beantragt und der Ständerat muss noch entscheiden.
Die Situation in der Schweiz ist also noch offen und weder auf Gesetzes- noch auf Beziehungsebene geklärt. Ist das im Ausland ähnlich?

Die Situation im Ausland
Im Ausland, sowohl benachbart als auch in weiterer Ferne, hat sich dieses neue Arbeitszeitmodell bereits erfolgreich etabliert. Island beispielsweise hat sich nach einer mehrjährigen Testphase fast komplett auf dieses Modell eingelassen: Knapp 86 Prozent der Isländer arbeiten 4 Tage pro Woche.
Belgien hat 2022 ein Gesetz erlassen, das die 4-Tage-Woche definiert und regelt. Die Wochenarbeitszeit hingegen bleibt auf dem vorherigen Niveau von 38 Stunden.
Spanien und Grossbritannien planen noch dieses Jahr (2022) eine grossflächige Testphase.
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Die 4-Tage-Woche birgt augenscheinlich viele Vorteile, die sich vor allem auf die Produktivität sowie die Work-Life-Balance auswirken.
Vorteil 1: Mehr (Frei-)Zeit
Fakt ist: Wenn Sie einen Tag in der Woche weniger arbeiten, haben Sie diesen Tag für Ihre Freizeit zur Verfügung. Ob dieser freie Tag dann auf einen Freitag gelegt wird, um drei Tage aufeinander frei zu haben, ist von den jeweiligen Regelungen des Unternehmens abhängig.
Vorteil 2: Mehr Geld zur Verfügung
Sie werden zwar durch die 4-Tage-Woche kaum mehr in der Lohntasche haben, Sie sparen sich jedoch beispielsweise Fahrtkosten, da Sie einen Tag weniger pendeln.
Vorteil 3: Die Produktivität
Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass eine 4-Tage-Woche die Produktivität der Mitarbeitenden erhöhen. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Menschen durchaus produktiver sind, wenn Sie intensiver anstatt länger arbeiten.
Eine Studie aus Island im Überblick:
Die Leistung sowie die Produktivität sind laut der Studie erhöht worden.
Die Anzahl an Überstunden wurde nicht signifikant erhöht.
Die Umstellung auf diese neue Arbeitsform war nicht merklich umständlich.
Die Krankschreibungen haben abgenommen.
Die Freizeit wurde genutzt, um gesundheitsfördernde Aktivitäten zu tätigen, wie beispielsweise Sport.
Vorteil 4: Planungszeit
Wenn Sie die gleiche Arbeit nun an vier anstatt an fünf Tagen erledigen, haben Sie weniger Zeit für Prokrastination und können, laut der isländischen Studie, besser priorisieren.
Die Nachteile
Die Nachteile der 4-Tage-Woche sind etwas «versteckter» als die Vorteile. Dies könnte natürlich auch daran liegen, dass die Nachteile der 4-Tage-Woche einfach nur schon wegen dem Fakt, dass ein Arbeitstag für die Freizeit getauscht wird, prädestiniert sind, im Schatten zu stehen.
Nachteil 1: Komprimierung
Je nach Betriebslage und Arbeitsaufwand kann eine 4-Tage-Woche zu mehr Arbeit und stressigeren Situationen führen, die durch die längere Anwesenheit pro Tag im Betrieb schnell gesundheitliche Folgen haben kann.
Hinzu kommt, dass Betreuungszeiten in Kindertagesstätten geregelte Öffnungszeiten haben und sich diese unter Umständen nicht mit dem längeren Arbeitstag des Elternteils vereinbaren lassen.
Nachteil 2: Flexibilität
Im Moment wird die 4-Tage-Woche so aufgenommen, dass ein Tag in der Woche wegfällt; meist wird dies an einem Freitag angenommen, um ein verlängertes Wochenende zu gewährleisten. Viele Arbeitnehmende würden sich jedoch auch andere Tage unter der Woche frei wünschen, beispielsweise um sich Hobbies oder routinierten Aufgaben zu widmen, für die sie bisher keine oder kaum Zeit hatten.
Nachteil 3: Terminierung
Wenn Sie einen ausserordentlichen Termin haben, wie beispielsweise einen unverschiebbaren Arztbesuch, fehlen Sie unter Umständen sehr lange bei der Arbeit.
Nachteil 4: Umsetzbarkeit
Konkurrenz belebt den Markt: Wenn Kunden in schnelllebigen Branchen einen weiteren Tag mit der Wartezeit für das Abschliessen eines Projekts oder eines Auftrags warten müssen, können Fluktuationen in Ihrem Kundenportfolio zustande kommen. Daher ist eine fixe und konkrete Regelung und Absprache mit allen Mitarbeitenden im Unternehmen empfehlenswert, um trotz 4-Tage-Woche die Kundenbedürfnisse erfüllen und um mit Firmen, die eine 5-Tage-Woche haben, wettbewerbsfähig bleiben zu können.

Ihr Leitfaden zum Download
Wir haben für Sie einen Leitfaden erstellt, wie Sie in Ihrem Betrieb eine 4-Tage-Woche einführen können. Hier können Sie diesen kostenlos herunterladen.