Marge verstehen, berechnen und optimieren

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Wie viel bleibt am Ende wirklich übrig? Die Marge hilft Unternehmen dabei, genau diese Frage zu beantworten. Sie zählt zu den wichtigsten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und ist ein zentraler Indikator für die Rentabilität eines Unternehmens.

In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Arten von Margen es gibt, mit welchen Formeln Sie die Marge berechnen können und was sie über die Rentabilität Ihrer Produkte oder Dienstleistungen aussagt. Zudem erhalten Sie praktische Tipps, mit denen Sie Ihre Marge gezielt verbessern können.

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Was ist die Marge?

Die Marge ist die Differenz zwischen dem Verkaufs­preis und den Kosten eines Produkts oder einer Dienstleistung. Dieser Gewinnaufschlag zeigt, wie viel ein Unternehmen an einem Produkt verdient und wird daher auch als Gewinnspanne bezeichnet. Je höher die Marge, desto profitabler ist der Verkauf.

Wie wird die Marge berechnet?

Die Marge wird in der Regel als Prozentsatz angegeben, da sich so unterschiedliche Produkte oder Dienstleistungen schnell und unkompliziert miteinander vergleichen lassen. Alternativ kann die absolute Marge auch in Schweizer Franken ausgewiesen werden – dieser Betrag wird als Rohgewinn bezeichnet.

Zur Berechnung der absoluten Marge müssen die Kosten des Produkts oder der Dienstleistung, für die der Verkäufer aufkommen musste, vom Verkaufspreis an den Kunden abgezogen werden. Hierbei werden die Preise ohne Steuern betrachtet.

Die Formel zur Berechnung der absolute Marge lautet:

(absolute) Marge = Verkaufspreis – Selbstkosten

Beispiel: Ein Produkt wird für CHF 80 eingekauft und für CHF 100 verkauft:

Absolute Marge = (CHF 100 – CHF 80) = 20 

Als Gewinn vor Abzug aller weiteren Kosten bleiben somit CHF 20 des Verkaufspreises übrig.

Welche Arten der Marge gibt es?

Es werden zwei grundlegende Arten der Marge unterschieden: Bruttomarge und Nettomarge. Eine weitere wichtige Art ist die operative Marge.

Bruttomarge

Die Bruttomarge, auch Rohertragsmarge, zeigt den prozentualen Anteil des Bruttogewinns am Umsatz des Unternehmens. Bei dieser Art der Marge werden nur die Selbstkosten (also die direkten Herstellungskosten wie z. B. Material- und Produktionskosten) bzw. die Einkaufspreise herangezogen und vom Verkaufspreis, also dem Bruttoumsatz, abgezogen. Der Prozentwert der Bruttomarge zeigt, wie viel Prozent vom Erlös übrig bleiben.

Bruttomarge = (Verkaufspreis – Selbstkosten) / Verkaufspreis × 100

Die Bruttomarge gibt Auskunft über die Effizienz der Produktion bzw. Beschaffung. Wie hoch die Bruttomarge sein sollte, ist stark von der Unternehmensart abhängig. So haben Unternehmen, die kaum Ausgaben für Produktionsmittel haben, wie beispielsweise Softwareunternehmen, höhere Bruttomargen als Unternehmen mit hohen Produktionsausgaben.

Nettomarge

Bei der Nettomarge, auch Umsatzrendite, werden zusätzlich zu den Selbstkosten auch die Kosten für sämtliche andere Aufwendungen, einschliesslich Zinsen und Steuern, berücksichtigt. Somit gibt sie an, wie viel Prozent vom Umsatz nach Abzug aller Kosten als Gewinn bleibt.

Nettomarge = Nettogewinn / Umsatz × 100

Die Nettomarge zeigt somit, wie viel ein Unternehmen tatsächlich verdient und ist eine wichtige Kennzahl für die Gesamtprofitabilität des Unternehmens.

Die Nettomarge ist daher besser zur Gewinnermittlung geeignet. Denn eine hohe Bruttomarge, wie beispielsweise bei einem Softwareunternehmen mit geringen Selbstkosten, bedeutet nicht automatisch, dass dieses Unternehmen auch einen hohen Gewinn erzielt. Hat das Unternehmen hohe andere Ausgaben, beispielsweise für Marketing oder Lizenzen, kann dies den Gewinn erheblich schmälern. Durch die Berechnung der Nettomarge werden auch diese Ausgaben abgebildet.

Operative Marge

Anhand der operativen Marge, auch EBIT-Marge, kann die Ertragskraft eines Produkts, einer Dienstleistung oder eines Unternehmensbereichs ermittelt werden. Denn die operative Marge zeigt, wie viel vom Umsatz nach Abzug aller operativen, betrieblichen Aufwendungen (z. B. Löhne, Miete, Marketing) übrig bleibt – Zinsen und Steuern werden hierbei allerdings nicht berücksichtigt.

Operative Marge = EBIT / Umsatz × 100

Da bei der Berechnung der operativen Marge steuerliche Aspekte und Finanzierungskosten nicht berücksichtigt werden, zeigt diese Kennzahl, wie profitabel das Kerngeschäft des Unternehmens ist.

Beispiele von Margen in verschiedenen Branchen

Im Folgenden finden Sie Beispiele für typische Margen in verschiedenen Branchen.

1. Einzelhandel / Mode

Die Handelsmarge, auch Handelsspanne, kommt im Handel zum Einsatz und dient der Kalkulation von Verkaufspreisen. Sie zeigt, wie viel Aufschlag auf den Einkaufspreis gemacht wurde und verdeutlicht somit, wie viel Gewinn der Händler mit dem Verkauf eines Produkts erzielen kann.

Handelsmarge = (Verkaufspreis – Einkaufspreis) / Verkaufspreis × 100

Eine Boutique kauft ein Kleid für CHF 40 ein und verkauft es für CHF 100.

Marge = (CHF 100 –  CHF 40) / CHF 100 × 100 = 60 %

In der Modebranche sind hohe Margen nötig, da Lagerkosten, Saisonabhängigkeit und Rabatte einkalkuliert werden müssen.

2. Lebensmittel-Einzelhandel

Ein Supermarkt verkauft eine Packung Milch für CHF 1.50, der Einkaufspreis liegt bei CHF 1.35.

Marge = (CHF 1.50 –  CHF 1.35) / CHF 1.50 × 100 = 10 %

Im Lebensmittelbereich sind sehr niedrige Margen üblich. Dafür werden in dieser Branche üblicherweise ein hoher Umsatz und schnelle Umschlagszeiten erzielt.

3. Gastronomie

Ein Restaurant verkauft ein Glas Wein für CHF 8, der Einkaufspreis liegt bei CHF 2.50.

Marge = (CHF 8 –  CHF 2.50) / CHF 8 × 100 = 68.75 %

Derartig hohe Bruttomargen kommen häufig beim Verkauf von Getränken in der Gastronomie vor. Wichtig zu beachten ist allerdings, dass für Speisen in der Regel viel niedrigere Margen anfallen, und die hohen Getränkemargen daher zur Quersubventionierung genutzt werden.

Auch handelt es sich hierbei nicht um den Gewinn. Denn Gastronomen haben häufig sehr hohe Fixkosten wie Personal, Miete und Einrichtung sowie Kosten für die Einhaltung der Hygienevorschriften und Kosten, die im Rahmen der Entsorgung von verdorbenen Lebensmitteln anfallen.

4. Dienstleistungssektor

Eine Werbeagentur verrechnet CHF 2'000 für ein Projekt, bei CHF 1'000 internen Kosten.

Marge = (CHF 2'000 –  CHF 1'000) / CHF 2'000 × 100 = 50 %

Im Dienstleistungssektor sind ebenfalls hohe Margen möglich, da hauptsächlich Zeit und Know-how verkauft werden.

5. Finanzwesen

Im Finanzwesen gibt es die Marge für den Devisen- und Wertpapierhandel. Sie zeigt den Unterschied zwischen Brief- und Geldkurs und somit die Differenz zwischen Kaufkurs und aktuellem Kurs eines Wertpapiers.

Marge = Briefkurs – Geldkurs

Doch auch für Kreditnehmer bei Banken macht die Berechnung der Marge Sinn. So kann bei der Kreditnahme anhand der Zinsmarge berechnet werden, welchen Aufschlag die Bank verlangt, also welchen Überschuss sie einbehält.

Zinsmarge = vom Kunden gezahlter Zins – von Bank gezahlter Zins

Beispiel: Herr Müller nimmt einen Kredit in Höhe von CHF 10‘000 auf. Diesen muss er auf fünf Jahre zurückzahlen, mit einer Gesamtsumme von CHF 12‘000. Die Kreditvergabe ist auch für die Bank mit Kosten verbunden. Die Kosten für die Bank betragen CHF 500.

Marge = CHF 2‘000 – CHF 500 = CHF 1‘500

Die Bank behält somit einen Überschuss von CHF 1‘500 bzw. von 75 % ein.

Wie kann man die Marge erhöhen?

Unternehmen können verschiedene Strategien verfolgen, um die Marge eines Produkts oder einer Dienstleistung zu erhöhen. Wichtig ist dabei, eine gute Balance zwischen der Zufriedenheit der Kunden und der Steigerung der Marge zu finden.

1. Preisanpassung und Produktwerterhöhung

Eine gezielte Preisstrategie kann erheblich zur Margensteigerung beitragen. Dazu gehört nicht nur eine generelle Preiserhöhung – welche direkt die Marge erhöht –, sondern vor allem eine regelmässige Überprüfung der Preise im Hinblick auf Marktveränderungen und Kundenverhalten.

Viele Kunden sind grundsätzlich dazu bereit, mehr für hochwertige Premium-Produkte, Produkte mit klarer Positionierung oder mit einem Alleinstellungsmerkmal zu bezahlen. Entscheidend hierfür ist eine tiefgreifende Analyse der Preissensibilität der Zielgruppe.

Auch wenn der wahrgenommene Wert erhöht wird, beispielsweise durch bessere Qualität, ansprechendes Design oder überzeugenden Kundenservice, können höhere Preise gerechtfertigt und durchgesetzt werden.

2. Kostensenkung

Je niedriger der Einkaufspreis bzw. die Herstellungskosten, desto höher die Marge. Durch günstigere Einkaufskonditionen bei Lieferanten, effizientere Produktionsprozesse sowie optimierte Lieferketten und somit reduzierte Lagerkosten kann die Marge gesteigert werden.

Jede Einsparung auf der Kostenseite wirkt sich positiv auf die Gewinnspanne aus. Wichtig ist dabei allerdings, nicht am falschen Ende zu sparen und Qualität einzubüssen.

3. Prozessdigitalisierung und -automatisierung

Durch den Einsatz digitaler Tools lassen sich wiederkehrende Abläufe effizienter gestalten. Dies spart nicht nur Zeit, sondern senkt auch laufende Betriebskosten.

Automatisierte Buchhaltung, digitale Lagerverwaltung oder KI-gestützte Analysen reduzieren Fehlerquellen und entlasten Mitarbeitende. Gleichzeitig ermöglichen digitale Prozesse eine schnellere Reaktionsfähigkeit im Tagesgeschäft. Wer zudem auf E-Commerce-Lösungen setzt, kann seine Produkte unabhängig von Öffnungszeiten vertreiben und Fixkosten reduzieren.

4. Produktmix-Optimierung

Werden verstärkt Produkte mit hoher Marge verkauft, verbessert sich die Gesamtmarge und die Rentabilität des Unternehmens. Um dies zu erreichen, sollten regelmässig die Produkte mit geringer Marge identifiziert, überprüft und gegebenenfalls aus dem Sortiment genommen werden.

5. Lagerbestandoptimierung

Weniger gebundenes Kapital im Lager, ein hoher Lagerumschlag und geringere Lagerkosten verbessern indirekt die Marge. Ein gutes Warenwirtschaftssystem hilft, nur das Nötigste auf Lager zu haben und schneller auf Nachfrageschwankungen zu reagieren.

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6. Nutzung neuer Vertriebskanäle

Ein zusätzlicher oder optimierter Vertriebskanal kann den Umsatz deutlich steigern – und damit auch die Marge.

Der Direktvertrieb über Online-Marktplätze, eigene Webshops oder soziale Medien ermöglicht es, Zwischenhändler zu umgehen und Kunden gezielter zu erreichen. Durch eine Omnichannel-Strategie lassen sich sowohl online als auch offline verschiedene Zielgruppen gleichzeitig ansprechen.

7. Stärkung von Kundenbeziehungen

Die Gewinnung neuer Kunden ist teuer. Aus diesem Grund ist es besonders lohnenswert, bestehende Kunden stärker zu binden. Mit gezielter Kommunikation, Loyalty-Programmen oder persönlichen Empfehlungen kann die Wiederkaufsrate gesteigert werden.

8. Cross-Selling

Auch Cross-Selling hat grosses Potenzial, die Marge zu erhöhen. Denn wer passende Zusatzprodukte oder Dienstleistungen anbietet, erhöht den durchschnittlichen Warenkorbwert. Wichtig ist dabei, die Bedürfnisse der Kunden genau zu kennen, da personalisierte Angebote oft den entscheidenden Unterschied machen.

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Häufig gestellte Fragen zur Marge

Was ist der Unterschied zwischen Marge und Gewinn?

Marge und Gewinn sind nicht gleichzusetzen. Die Marge stellt den Deckungsbeitrag dar, also den Überschuss, der nach dem Verkauf eines Produkts oder einer Dienstleistung nach Abzug aller direkt zuordbaren Kosten übrig bleibt und zur Deckung der Fixkosten genutzt werden kann. Der Gewinn hingegen ist der Betrag, der nach Abzug aller Kosten vom Umsatz übrig bleibt.

Die Marge berücksichtigt also die Fixkosten nicht, während beim Gewinn sämtliche Kosten berücksichtigt werden. Dies bedeutet, dass eine hohe Marge nicht automatisch bedeutet, dass das Unternehmen auch einen hohen Gewinn erzielt. Sind die Fixkosten höher als die Marge, wird sogar ein Verlust erzielt.

Wozu wird die Marge berechnet?

Die Marge ist eine wichtige Kennzahl, wenn man die Finanzgesundheit eines Unternehmens bewerten möchte. Zudem können Unternehmen anhand der Marge die Rentabilität ihrer Dienstleistungen bzw. Produkte bewerten. Denn die Marge zeigt, wie viel Gewinn mit jedem verkauften Produkt bzw. jeder erbrachten Dienstleistung erzielt werden kann. Demzufolge spielt sie auch eine wichtige Rolle bei der Preisgestaltung.

Was ist eine gute Marge?

Was eine gute Marge ist, hängt stark von der Branche, doch auch dem Produkt bzw. der Dienstleistung und der Wettbewerbssituation ab. Im Einzelhandel gelten oft 20-50 % als gut, bei Luxusprodukten kann sie deutlich höher sein. In der Pharmaindustrie und bei Softwareunternehmen sind Margen von 60-80 % der Durchschnitt, während in der Automobilindustrie Margen von 10-15 % und bei Lebensmitteln von lediglich 2-5 % üblich sind.

Welche Produkte haben besonders hohe Margen?

Produkte mit sehr hohen Margen sind meist solche, die günstig in der Herstellung sind, aber teuer verkauft werden können, da sie eine starke Markenbindung oder einen sehr hohen wahrgenommenen Wert haben.

Dazu zählen beispielsweise Luxusgüter wie Designermode, Schmuck, Markensonnenbrillen und Premiumkosmetik, Technologieprodukte wie Software oder Cloud-Dienste, digitale Produkte wie Online-Kurse und E-Books, Beratungsdienstleistungen in IT oder Management oder patentgeschützte pharmazeutische Produkte.

Sind negative Margen möglich?

Ja, negative Margen sind möglich. Sie entstehen, wenn ein Produkt zu einem niedrigeren Preis verkauft wird, als es in der Herstellung oder im Einkauf gekostet hat. Das bedeutet, dass das Unternehmen mit jedem Verkauf einen Verlust macht, wie es zum Beispiel bei Rabattaktionen oder Fehlkalkulationen der Fall sein kann.

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