Transitorische Aktiven einfach erklärt

Transitorische Aktiven – ein Prinzip aus der Finanzbuchhaltung, das leichter zu verstehen und anzuwenden ist, als es zunächst klingt. Was es mit transitorischen Buchungen auf sich hat, wo Sie Ihnen begegnen können und wie Sie sie handhaben, erfahren Sie hier.

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Was sind transitorische Aktiven?

Transitorische Aktiven sind Ausgaben eines Unternehmens, die noch nicht in der aktuellen Erfolgsrechnung als Aufwand erfasst werden, weil sie sich auf eine zukünftige Periode beziehen. Es sind also im Voraus bezahlte Kosten, für die ein Unternehmen die Gegenleistung erst später erhält. Ein Beispiel ist im Voraus bezahlte Miete.

Was ist der Unterschied zwischen transitorischen Aktiven & transitorischen Passiven?

Der Unterschied zwischen transitorischen Aktiven und transitorischen Passiven besteht für Sie in der Anwendung einfach darin, ob Sie Kosten oder Erträge verbuchen. Wenn Sie eine Zahlung an ein anderes Unternehmen verbuchen und die Leistung dafür erst (teilweise) in der nächsten Abrechnungsperiode erhalten, dann handelt es sich bei diesen Vermögenswerten um transitorische Aktiven. Erhalten Sie hingegen eine Vorauszahlung, für die Sie die fällige Leistung (teilweise) erst in der folgenden Rechnungsperiode erbringen werden, handelt es sich um transitorische Passiven.

Der Begriff «transitorisch» stammt vom lateinischen Wort «transire» und bedeutet «hinübergehen». Im Rechnungswesen sind Geschäftsfälle «transitorisch», wenn deren Wirkung über den Abschlussstichtag hinausgeht.

Kurz gesagt, transitorische Aktiven repräsentieren im Voraus bezahlte Kosten, die noch nicht «verbraucht» wurden. Transitorische Passiven hingegen stellen im Voraus erhaltene Einnahmen dar, für die Sie die entsprechende Leistung noch erbringen müssen.

Transitorische Aktiven und transitorische Passiven sind nicht mit den Aktiven und Passiven zu verwechseln: Aktiven (Aktiva) lassen erkennen, welches Vermögen dem Unternehmen zur Verfügung steht. Passiven (Passiva) hingegen weisen aus, wie das Vermögen des Unternehmens finanziert wurde – mit Eigenkapital oder mit Verbindlichkeiten.

Warum sind transitorische Aktiven wichtig?

Laut Obligationenrecht Artikel 958b müssen Ihre Aufwände und Erträge in der Erfolgsrechnung korrekt abgegrenzt werden. «Korrekt abgegrenzt» bedeutet, dass sie zu jedem Bilanzstichtag in den Zeitraum gebucht werden, in dem sie auch tatsächlich anfallen.

Häufig tätigen Sie aber Zahlungen, für die Sie die entsprechenden Leistungen erst nach dem nächsten Bilanzstichtag erhalten werden. Solche Kosten dürfen Sie nicht einfach vollständig in die gegenwärtige Rechnungsperiode buchen, sondern müssen sie korrekt zwischen der aktuellen und der nächsten Rechnungsperiode aufteilen.

Beispiel für das Prinzip der transitorischen Aktiven: Miete

Im Juni 2023 überweisen Sie Ihrem Vermieter die Miete für ein ganzes Jahr im Voraus. Sie haben damit also die Miete für die Monate Juni bis Dezember des Jahres 2023 bezahlt, und darüber hinaus die Miete für die Monate Januar bis Mai des Jahres 2024. Ihr aktuelles Geschäftsjahr endet aber am 31.12.2023. Sie dürfen darum die Mietkosten für Januar bis Mai 2024 nicht im Jahresabschluss des aktuellen Geschäftsjahres verbuchen. Aber trotzdem ist das Geld schon ausgegeben worden – wie sollen Sie das nun verbuchen? Die Buchhaltung nach dem Prinzip der Periodenabgrenzung verlangt, dass Einnahmen und Ausgaben in der Periode erfasst werden, in der sie tatsächlich anfallen, nicht in der Periode, in der sie gezahlt werden.

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Abb.: Miete als Beispiel für das Prinzip der transitorischen Aktiven.

Transitorische Buchungen helfen Ihnen dabei, dieses Prinzip umzusetzen. Man nennt sie auch transitorische Rechnungsabgrenzungsposten. Der Name verrät bereits die Funktion: Rechnungen werden abgegrenzt. Sie können damit einen Aufwand auf mehrere Rechnungsperioden aufteilen, damit die Zeitpunkte der empfangenen Leistung und der getätigten Ausgabe zueinander passen (also im gleichen Geschäftsjahr verbucht werden).

Wann kommt das Prinzip der transitorischen Aktiven zur Anwendung?

Die Notwendigkeit, Geschäftsvorfälle mithilfe transitorischer Buchungen zu erfassen, entsteht jeweils mit dem Erstellen der Schlussbilanz und der Eröffnungsbilanz – am Ende beziehungsweise zu Beginn einer Geschäftsperiode. Damit die Schlussbilanz korrekt erstellt werden kann, müssen alle transitorischen Buchungen am Ende der entsprechenden Periode ausgeführt werden. Fehlende, noch nicht eingegangene Erträge werden gutgeschrieben, zu früh geleistete Aufwendungen werden in das nachfolgende Geschäftsjahr übertragen, oder genauer gesagt auf dem transitorischen Konto zwischengespeichert.

Mit dem Beginn der neuen Geschäftsperiode und der Erstellung der Eröffnungsbilanz werden diese «gespeicherten» Beträge dann mithilfe der entsprechenden Buchungssätze dem neuen Jahr angelastet. Transitorische Aktiven sind in diesem Zusammenhang die «Beschützer» des vergangenen Geschäftsjahres. Sie verteidigen diese Geschäftsperiode einerseits vor gewinnminderndem Aufwand, welcher eindeutig dem neuen Jahr zugeordnet werden muss. Andererseits schreiben sie ihr diejenigen Erträge gut, welche erst im neuen Geschäftsjahr verbucht werden können, da die entsprechenden Leistungen zum Zeitpunkt des Jahresabschlusses buchhalterisch noch nicht erfasst wurden.

Dazu verschieben Sie diese Beträge zwischen zwei Geschäftsjahren. Diese korrigierend wirkenden transitorischen Buchungssätze finden stets im Zusammenhang mit Aufwands- oder Ertragskonten Anwendung und betreffen deshalb immer Bilanz- und Erfolgsrechnung gleichermassen.

Wie werden transitorische Aktiven konkret gebucht?

In der Buchhaltung werden transitorische Aktiven typischerweise durch zwei Buchungsschritte erfasst: bei der Bezahlung der Ausgabe und dann periodisch, um die Nutzung dieser bereits bezahlten Dienstleistung oder des Gutes zu verbuchen. Sie können also Beträge zuerst provisorisch verbuchen und im Nachhinein bereinigen.

Beispiel einer transitorischen Buchung

Angenommen, Ihr Unternehmen zahlt am 1. Dezember 2023 eine Versicherungsprämie von CHF 12’000 für ein ganzes Jahr im Voraus. Das bedeutet, ein Monat der Versicherungsdeckung liegt im Geschäftsjahr 2023 und die restlichen elf Monate im Geschäftsjahr 2024.

Zunächst buchen Sie die gesamte Zahlung als Aufwand, wenn die Zahlung getätigt wird (1. Dezember 2023):

Versicherungsaufwand (Soll) an Bank (Haben) = CHF 12’000

Das ist die Buchung, die die tatsächliche Zahlung reflektiert.

Ein Grossteil der Versicherungsleistung wird aber erst im nächsten Jahr genutzt. Darum erstellen Sie einen transitorischen Aktivposten, auch transitorisches Konto genannt. Dort wird der Teil des Aufwands, der erst im nächsten Geschäftsjahr «aktiviert» werden kann, als transitorische Aktiven «zwischengespeichert». Am Ende des Dezembers 2023 nehmen Sie also die folgende Buchung vor:

Transitorische Aktiven (Soll) an Versicherungsaufwand (Haben) = CHF 11’000

Nun sind CHF 11’000 der ursprünglichen Ausgabe als transitorische Aktiven für das nächste Jahr verbucht, und CHF 1’000 bleiben als Aufwand für Dezember im Geschäftsjahr 2023.

Im Geschäftsjahr 2024 verbuchen Sie dann jeden Monat CHF 1’000 von den transitorischen Aktiven als Versicherungsaufwand, bis die 11’000 CHF vollständig aufgebraucht sind. Die Buchung für Januar würde also so aussehen:

Versicherungsaufwand (Soll) an transitorische Aktiven (Haben) = CHF 1’000

Und so würde es für jeden der restlichen Monate weitergehen, bis die CHF 11’000 vollständig von den transitorischen Aktiven in den Versicherungsaufwand umgebucht wurden.

Durch dieses «Zwischenspeichern» auf dem Konto der transitorischen Aktiven stellen Sie sicher, dass der Aufwand (die Kosten für die Versicherungsprämie) zeitlich korrekt auf die Monate verteilt wird, in denen die Versicherungsleistung tatsächlich genutzt wird, und nicht nur in dem Monat anfällt, in dem die Zahlung tatsächlich geleistet wurde. Dies entspricht dem Grundsatz der periodengerechten Erfolgsermittlung in der Buchhaltung laut OR.

Was verraten transitorische Aktiven über die finanzielle Lage eines Unternehmens?

Neben ihrem operativ-funktionellen Zweck sind transitorische Aktiven auch ein wichtiges Instrument für interne und externe Finanzanalysen von Unternehmen. Allem voran stellen sie sicher, dass die Berichte der Finanzbuchhaltung eines Unternehmens genau reflektieren, wann Ausgaben getätigt und wann tatsächlich Leistungen dafür in Anspruch genommen werden. Ohne diese Anpassungen könnten die Kosten in der Periode, in der sie tatsächlich gezahlt wurden, überbewertet sein – und in den folgenden Perioden, in denen die Leistungen genutzt werden, unterbewertet.

Zudem erhöhen transitorische Aktiven die Vermögenswerte in der Bilanz eines Unternehmens. Sie können somit dazu beitragen, dass das Unternehmen attraktiver für potenzielle Investoren oder Kreditgeber erscheint. Transitorische Aktiven zeigen, dass das Unternehmen bereits für zukünftige Kosten bezahlt hat. Dadurch liefern sie auch wichtige Informationen für das Cashflow-Management eines Unternehmens: Sie lassen erkennen, wie viel des Geldes des Unternehmens in zukünftige Leistungen investiert wurde, und das wiederum hilft, den Cashflow zu planen und zu steuern.

Transitorische Aktiven in bexio: Rechnungsabgrenzung automatisieren

Nutzen Sie das Buchhaltungsprogramm bexio zusammen mit der Integration Accrio, um die Rechnungsabgrenzung Ihrer Rechnungen und manuellen Buchungen zu automatisieren: Beim Erfassen einer Rechnung schreiben Sie den Leistungszeitraum ganz einfach in den Rechnungstitel; beim Jahresabschluss werden die Rechnungsabgrenzungen dann per 31.12. berechnet und die Resultate direkt in Ihrer bexio-Buchhaltung verbucht.

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Abb.: In Accrio haben Sie Zugriff auf Ihre Journalbuchungen, Kontenplan, Währungen und Steuerarten aus bexio.

Häufig gestellte Fragen rund um transitorische Aktiven

Was sind Beispiele für transitorische Aktiven?

Das Prinzip von transitorischen Aktiven ist immer gleich: Sie zahlen etwas im Voraus und erhalten die betreffende Leistung dafür erst später, beziehungsweise sukzessive im Laufe der nächsten Wochen und Monate. Typische Beispiele für transitorische Aktiven sind im Voraus bezahlte

  • Mietkosten,
  • Versicherungsprämien,
  • Abonnements oder Mitgliedschaften,
  • Wartungs- oder Serviceverträge,
  • Steuern,
  • Zinsen,
  • Werbekosten oder
  • Lizenzgebühren.
Mit welchen Buchungssätzen und Konten verbucht man transitorische Aktiven als Aufwand?

Wird zum Beispiel mittels Banküberweisung die Miete einer Büroräumlichkeit im Dezember vor dem Geschäftsabschluss bezahlt, obwohl sie eigentlich erst im Januar des folgenden Jahres fällig würde, so lauten die beiden Buchungssätze «Mietaufwand an Bank» und «Transitorische Aktiven an Mietaufwand». Da Aufwandskonten immer auf der linken Seite zunehmen und dementsprechend auf der rechten Seite abnehmen, wird das Konto «Mietaufwand» durch den zweiten Buchungssatz nachträglich wieder entlastet. Der Mietaufwand wird folglich neutralisiert und die erste Buchung mindert nicht mehr den Gewinn der abzuschliessenden Rechnungsperiode.

Im neuen Geschäftsjahr wird dann der Inhalt des transitorischen Kontos wieder auf das entsprechende Aufwandskonto übertragen. Der Mietaufwand entfaltet nun seine gewinnmindernde Wirkung im neuen Geschäftsjahr: Er ist dort angekommen, wo er hingehört. Möglich ist auch, dass nicht der ganze Betrag in die neue Rechnungsperiode übertragen werden muss, sondern nur ein Teil davon. Dies wäre im Fall der Büromiete beispielsweise dann gegeben, wenn die gesamte Miete für ein Jahr im Voraus bezahlt würde. Geschieht dies nicht im Monat Januar, so betrifft die Jahresmiete zwangsläufig zwei Rechnungsperioden. Die Mietkosten müssen dann unter Zuhilfenahme transitorischer Buchungen auf diese beiden Geschäftsjahre anteilsmässig verteilt werden.

Mit welchen Buchungssätzen und Konten verbucht man transitorische Aktiven als Ertrag?

Ist beispielsweise zum Zeitpunkt des Jahresabschlusses die Rechnung für eine bereits erbrachte Warenlieferung noch nicht erstellt worden, so lautet der Buchungssatz «Transitorische Aktiven an Warenertrag». Mit dieser Buchung werden dem Konto der Warenertrag des abzuschliessenden Rechnungszeitraums und der Betrag für diese Leistung gutgeschrieben, als wäre die Rechnungsstellung bereits erfolgt.

Die Erfolgsrechnung ist nun vollständig und die Buchhaltungsabteilung kann den Jahresabschluss vornehmen. Beim Erstellen der Eröffnungsbilanz erfolgt die Rückbuchung, mit der die Buchhaltung diesen Betrag in die linke Seite des Kontos Warenertrag überträgt. Das wirkt sich ertragsmindernd aus und sorgt dafür, dass das Konto des Warenertrags von Beginn an einen negativen Wert aufweist. Wird nun im neuen Geschäftsjahr die Rechnung mithilfe des Buchungssatzes «Debitoren an Warenertrag» erstellt, so hat diese Buchung keine Auswirkungen auf die Erfolgsrechnung und erhöht folglich nicht den Gewinn der neuen Geschäftsperiode, da sie durch die vorangegangene Rückbuchung neutralisiert wird.


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