Treuhänder benötigen zu viel Zeit für administrative Arbeiten ihrer Mandanten. Dadurch bleibt weniger Zeit für die Beratung oder auch Neukundengewinnung. Das zeigt eine Studie von bexio und TREUHAND|SUISSE. Und was bringt die Zukunft? Wie arbeitet ein Treuhänder im Jahr 2025?
Die Digitalisierung wirbelt die Treuhand-Branche auf. Das zeigt die Studie von bexio und TREUHAND|SUISSE. Ein Grossteil der befragten Treuhänder ist sich dessen bewusst, hängt aber zurzeit immer noch in alten Arbeitsmustern fest.
Über 90% der befragten Treuhänder sind überzeugt, dass die digitale Transformation bis 2025 grosse Auswirkungen auf ihre Branche haben wird. Die Aufgaben eines Treuhänders werden sich verändern. Doch was wird auf die Treuhänder zukommen? Einzelheiten und Antworten.
Heute: Administration als tägliches Brot
Heute verbringen 60% der Treuhänder einen Grossteil ihrer Arbeitszeit mit administrativen Arbeiten für ihre Mandanten. Ein Drittel benötigt sogar mehr als die Hälfte ihrer Zeit - kurz: zu viel.
Denn solche einfachen administrativen Arbeiten fallen in Zukunft weg, wie eine Studie der Universität Oxford belegt: Der Beruf des Buchhalters und des Treuhänders werden zu 94% automatisiert. Davon betroffen sind alleine in der Schweiz knapp 50’000 Personen.
Morgen: Die Zukunft heisst Beratung
Diese Veränderung sehen Treuhänder vorher: Die von bexio und TREUHAND|SUISSE Befragten wissen, dass sich ihr Arbeitsalltag in den nächsten Jahren verändern wird und geben deshalb an, dass sie 2025 weniger Zeit mit administrativen Aufgaben verbringen werden (41% im Jahr 2025 vs. 60% heute).
Auch aufgrund des geringeren Aufwands für administrative Arbeiten für Mandanten werden Treuhänder im Jahr 2025 mehr Zeit für deren Beratung haben: 46% der Treuhänder planen, in knapp 10 Jahren mehr als die Hälfte ihrer Arbeitszeit dafür einzusetzen, ihre Mandanten zu beraten. Das sind 5% mehr als heute. Ebenfalls mehr Gewicht erhalten in Zukunft die Neukundengewinnung und das Marketing im Vergleich zu heute.

Die Folgen des heute hohen Zeitbedarfs administrativer Arbeiten: Den Treuhändern fehlt 2016 die Zeit für die Neukundengewinnung oder die Beratung: So überwachen heute zum Beispiel nur knapp 60% der Befragten quartalsweise oder sogar noch seltener die Liquidität ihrer Mandanten. Doch flüssig zu bleiben ist essenziell für ein gesundes KMU: 9 von 10 Konkursen sind auf Liquiditätsprobleme zurückzuführen, wie Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco belegen.
Doch wie wird heute mehr Zeit für die Beratung oder die Neukundengewinnung frei? Welche Möglichkeiten gibt es? «Treuhänder müssen mit der Zeit gehen», ist Joël Ben Hamida, Leiter Treuhand bei bexio, überzeugt. Er hat im letzten Jahr mit über 500 Treuhändern gesprochen. Sein Fazit: «Der moderne Treuhänder ist der externe Finanzberater und der Sparringspartner des Kleinunternehmers. Und nicht mehr - wie früher - der Belegabtipper».
Auf dem richtigen Weg in die Treuhandzukunft
Gemäss der Studie von bexio und TREUHAND|SUISSE sind über 90% der Treuhänder überzeugt, dass die digitale Transformation grosse Auswirkungen auf ihre Branche haben wird.
Zum Vergleich: In einer anderen Studie über alle Branchen und Berufsgruppen hinweg der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) gaben 74% der Befragten an, dass die digitale Transformation in den nächsten fünf Jahren eine grosse Auswirkung auf die eigene Branche haben wird. Das heisst, Treuhänder wissen besser als andere, dass ihre Zukunft digital ist.
Fazit der Studie von bexio und TREUHAND|SUISSE, zusammengefasst von Joël Ben Hamida von bexio: «Nur digitale Treuhänder werden überleben».
Studie von bexio und TREUHAND|SUISSE
Für die von bexio und TREUHAND|SUISSE gemeinsam durchgeführte Umfrage wurden die schweizweit 2100 Einzel- und Firmenmitglieder des Treuhandverbands angeschrieben, wobei rund 80 Treuhandfirmen mit rund 560 Mitarbeitern teilnahmen. Die Online-Befragung fand dabei zwischen August und September 2016 statt.